Im Rahmen meiner Stressmanagement-Coachings fragen mich meine Coachees immer wieder, wie sie am besten mit den Themen umgehen können, die ihnen nicht guttun. In solchen Situationen leite ich mein Coaching gerne mit einer simplen Formel ein: LOVE IT, CHANGE IT OR LEAVE IT! Dieser griffige und reduzierte Ansatz ist eingängig und bildet in Kombination mit systemischen Coachingmethoden eine gute Grundlage, um Handlungsalternativen abzuwägen.
Wie kann Ihnen dieser Ansatz im Stressmanagement helfen? Zunächst können Sie sich überlegen, ob das, was Sie stresst von Ihnen selbst beeinflusst und verändert werden kann (CHANGE IT!)? Wenn dies so ist, stellt sich die Frage, ob Sie es auch verändern möchten? Denn manchmal haben auch scheinbar negative Themen durchaus eine Daseinsberechtigung und gewisse Vorteile für Sie. Fühlen Sie sich veränderungsbereit, so gibt es unterschiedliche Coachingmethoden, die Sie dabei unterstützen, die Veränderung zu konkretisieren, zu planen und nachhaltig umzusetzen. In Teil 2 dieser Blog-Reihe werde ich das Thema Veränderung ausführlicher behandeln.
Sollten Sie keine Möglichkeit für eine Veränderung sehen (oder keinen Wunsch), können Sie sich die Frage stellen, ob eine Vermeidung sinnvoll sein könnte (LEAVE IT!). Dass diese Handlungsoption nicht immer die beste Wahl ist, erläutere ich in Teil 3 dieser Blog-Reihe.
Zu Beginn der Blog-Reihe möchte ich mich gerne der dritten Option widmen. Wenn Sie etwas, das Sie stresst, nicht verändern oder vermeiden können (oder möchten), sollten Sie sich die folgende Frage stellen: Können Sie das Thema, das Sie stresst, für sich annehmen und akzeptieren (LOVE IT!)? Zunächst werden Sie es für absurd halten, etwas zu akzeptieren oder sogar „lieben zu lernen“, das Sie stresst. Das klingt freilich äußerst unattraktiv und schwierig. Wie soll es Ihnen damit gut gehen, der Stress ist dann ja nicht weg, oder? Im Folgenden möchte ich Ihnen anhand eines Beispiels deutlich machen, wie kraftvoll diese Handlungsoption sein kann und wie viel sie in Bewegung bringen kann.
Beispiel-Stressor: Der eigene Chef/die eigene Chefin*
*gerne gedanklich durch Ihren tatsächlichen Stressor ersetzen; zur besseren Lesbarkeit wird im Folgenden die männliche Form verwendet
Sie kommen mit Ihrem Chef nicht gut zurecht? Er hat eine andere Arbeitsweise als Sie? In der Zusammenarbeit geraten Sie immer wieder an Grenzen? Die Grundstimmung ist mittlerweile negativ und beiderseits angespannt? Ihre Frustration wächst mit jeder weiteren Begegnung? Sie haben ggf. schon versucht, das Verhältnis zu verbessern, aber ohne Erfolg?
Puh, keine leichte Situation. Aber wie können Sie dazu beitragen, dass es Ihnen trotz dieser Differenzen besser geht? Ihren Chef werden Sie vermutlich nicht ändern können? Sie könnten versuchen den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken – was das Problem allerdings nicht löst? Abteilung wechseln? Unternehmen verlassen? Ein großer Schritt, der gut überlegt und dann auch realisiert werden muss. Und letztlich gibt es keine Garantie dafür, dass das Verhältnis zu Ihrem neuen Chef besser sein wird.
Auch wenn Sie sich zunächst gegen diese Idee sträuben: Wie könnte es Ihnen gelingen, Ihren Chef in seiner Andersartigkeit zu akzeptieren? Vielleicht bringt seine Art sogar einen Nutzen für Sie und Ihr Team, der Ihnen bislang nicht bewusst war? Gibt es etwas (wenn auch nur eine Kleinigkeit), das Sie an Ihrem Chef schätzen? Ggf. hat er Sie in einer Situation einmal unterstützt oder übernimmt Aufgaben und Rollen, die Sie gerne an ihn übertragen? Wenn Sie das Ganze einmal umdrehen: Welchen Nutzen hat Ihr Chef von Ihnen? Was weiß er bei Ihnen zu schätzen (auch wenn er Sie nicht explizit dafür lobt)? Bei welchen Aufgaben/Rollen kann sich Ihr Chef auf Sie verlassen? Auf der anderen Seite: Wenn ein Chef Ihnen zu ähnlich wäre, würde Sie das ggf. vor andere Herausforderungen stellen, die Sie heute nicht haben? Möglicherweise erinnern Sie sich auch an eine Zeit, in der Sie sich einmal besser verstanden haben mit dem Chef und daran, was da anders war? Vielleicht war es auch schon einmal deutlich schlimmer und Sie haben gelernt, welche Hebel es besser machen?
Und wenn Sie dies alles auf sich wirken lassen, könnte sich der innere Kampf gegen die Andersartigkeit des Chefs ggf. schon etwas lösen. Vielleicht können Sie dann auch konkretisieren, welche Art von „friedlicher Koexistenz“ für Sie denkbar wäre? Ein Dreamteam werden Sie wohl nicht werden, aber welcher Umgang miteinander wäre ausreichend für Sie?
Wenn Sie dann – nachdem Sie sich all diese Gedanken gemacht haben – das nächste Mal Ihrem Chef begegnen, wird vielleicht schon etwas anders sein. Vielleicht sind Sie ein kleines bisschen weniger genervt? Vielleicht wehren Sie sich etwas weniger gegen die Ideen und Vorschläge seinerseits? Vielleicht treten Sie ausgeglichener und freundlicher auf? Möglicherweise spürt dies auch Ihr Chef und reagiert wiederum verändert darauf? Sie dürfen keine Wunder erwarten, aber gerne diese Chance für eine Verbesserung ausprobieren.
Wie in diesem Beispiel deutlich wird, ist die Option „LOVE IT“ – so absurd sie zunächst scheint – eine Überlegung wert, damit es Ihnen in einer scheinbar ausweglosen, sich permanent verschärfenden Situation besser gehen kann. Probieren Sie es aus und teilen mir gerne Ihre Erfahrungen mit!
Sollten Sie Begleitung in diesem Prozess wünschen, kontaktieren Sie mich. Meine Coachings können Sie dabei unterstützen, Ihre inneren Widerstände zu überwinden, offener zu werden, Ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen, die Perspektive zu wechseln und eine neue Basis zu schaffen, Ihre Stresssituation zu verbessern. Mit dem Ziel, dass es Ihnen am Ende besser geht und Sie stressfreier und gesünder leben können. Ich freue mich von Ihnen zu hören!
Ihre Kirsten Jochum


